Ahnen

Ahnen

* * *

ah|nen ['a:nən] <tr.; hat:
gefühlsmäßig mit etwas rechnen, etwas erwarten, was geschehen, eintreten wird:
ein Unglück, nicht das Mindeste ahnen; ich konnte ja nicht ahnen, dass es so schnell gehen würde.
Syn.: annehmen, fühlen, schätzen (ugs.), schwanen (ugs.), spüren, 2 tippen (ugs.), vermuten, wähnen (geh.).

* * *

ah|nen 〈V. tr.; hat
1. vorher-, vorausfühlen
2. vermuten, eine unbestimmte Vorstellung von etwas haben
3. nur schemenhaft, undeutlich erkennen
● ach, du ahnst es nicht! 〈umg.〉 (Ausruf der unangenehmen Überraschung); ach, du liebe Zeit!; ich habe es doch (fast) geahnt, dass du heute kommen würdest; du ahnst nicht, wie schwer es ist; mir ahnt, dass ... 〈umg.〉 ich vermute, dass ..., ich fürchte, dass ...; ich ahne Böses, nichts Gutes; deine Andeutung lässt schon \ahnen, was nun auf uns zukommt; nichts \ahnend, öffnete sie die Wohnungstür [<mhd. anen, zur Präp. an; mhd. ez anet mir „mich kommt an, überkommt“]

* * *

ah|nen <sw. V.; hat [mhd. anen, wohl zu 1an u. eigtl. = einen an- oder überkommen]:
1. ein undeutliches Vorgefühl von etw. Kommendem haben:
ein Unglück, nicht das Mindeste a.;
(geh.:) mir ahnte nichts Gutes;
die nichts ahnenden Besucher.
2.
a) ein undeutliches Wissen von etw. haben, vermuten:
die Wahrheit a.;
sie ahnte dunkel ein Geheimnis;
wer konnte das a.!;
(geh.:) ihm ahnte nichts von den Schwierigkeiten;
[ach,] du ahnst es nicht! (ugs.; Ausruf der unangenehmen Überraschung);
b) <im Infinitiv mit zu> (nur) undeutlich, schwach zu erkennen:
die Gestalt war in der Dunkelheit nur zu a., mehr zu a. als zu sehen.

* * *

Ahnen,
 
Vorfahren, Altvordern,
 
 1) Genealogie: alle Personen, von denen ein Mensch abstammt, seine Verwandten in aufsteigender Linie (Aszendenten).
 
Mit der Vorstellung von der Macht der Ahnen hängen Ahnenverehrung und Ahnenbild vielfach zusammen. Eher im Sinn ihrer Ehrung und als Selbstdarstellung kannten die vornehmen römischen Familien (gentes) die Sitte, von Gipsabdrücken der Verstorbenen gewonnene farbige Wachsköpfe im Haus zu bewahren und bei Leichenzügen, wohl als Puppen in Amtstracht, mitzuführen.
 
 2) Kunst: Im Spätmittelalter entstand aus humanistischer Vorstellungen das Grabmal Kaiser Maximilians I. in Innsbruck mit Statuen seiner Ahnen und früherer Träger königlicher Würden. Im Absolutismus wurde die Ahnengalerie v. a. mit Gemälden zum Bestandteil des fürstlichen Schlosses. Die Aufklärung setzte an die Stelle der leiblichen die geistigen Ahnen, oft in Denkmälern verkörpert. Versuche, die geistige Ahnenschaft eines Volkes im Bildwerk zu vereinigen, befinden sich z. B. im Pantheon in Paris und in der Walhalla bei Donaustauf. - Aus karolingischer Zeit stammen die ersten Darstellungen der Ahnen Christi (Wurzel Jesse).
 

* * *

1ah|nen <sw. V.; hat [mhd. anen, wohl zu ↑an u. eigtl. = einen an- oder überkommen]: 1. ein undeutliches Vorgefühl von etw. Kommendem haben: ein Unglück, nicht das Mindeste a.; (geh.:) mir ahnte nichts Gutes; die nichts ahnenden Besucher; wir liefen nichts ahnend ins Unglück; 2. a) ein undeutliches Wissen von etw. haben, vermuten: die Wahrheit a.; sie ahnte dunkel ein Geheimnis; wer konnte das a.!; (geh.:) ihm ahnte nichts von den Schwierigkeiten; ... wer von ihnen Fähigkeiten a. ließ, in die Führungsspitze aufzusteigen (Loest, Pistole 70); *[ach,] du ahnst es nicht! (ugs.; Ausruf der unangenehmen Überraschung); b) <im Infinitiv mit zu> (nur) undeutlich, schwach zu erkennen: die Gestalt war in der Dunkelheit nur zu a./mehr zu a. als zu sehen.
————————
2ah|nen <sw. V.; hat: 1ahnden: Männer, die ihn (= den Kabinettsminister) im Stillen hassten ..., zogen ... zu der prachtvollen Versammlung, überzeugt, dass ihre Namen gar wohl ins Register eingetragen und die Lücken schwer geahnet würden (Hauff, Jud Süß 381).

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ahnen — werden Vorältern überhaupt und besonders adelige genannt. Sie werden in aufsteigender Linie so gezählt, daß Vater und Mutter, zwei Ahnen, die Großältern väterlicher und mütterlicher Seite vier Ahnen u. s. w. bilden. Ahnenthum und Ahnenprobe kamen …   Damen Conversations Lexikon

  • Ahnen [2] — Ahnen (von Ahn, Großvater, im Oberdeutschen noch als Aehni u. Ahna, Großmutter, vorhanden), die Vorfahren, noch über die Großeltern hinaufsteigend, 2. Die adeligen Vorfahren; die Ahnenreihe hört auf, sobald eines der Glieder nichtadeliger Geburt… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Ahnen — bezeichnet: Personen, von denen ein Mensch abstammt, siehe Ahn Familie von Ahnen Ahnen ist der Familienname folgender Personen: Doris Ahnen (* 1964), deutsche Politikerin Diese Seite ist e …   Deutsch Wikipedia

  • ahnen — V. (Mittelstufe) etw. im Voraus fühlen Synonyme: voraussehen, wittern Beispiel: Das konnten wir doch nicht ahnen. Kollokation: ein Unglück ahnen ahnen V. (Aufbaustufe) glauben, dass jmd. etw. gemacht hat, vermuten Synonyme: mutmaßen, argwöhnen… …   Extremes Deutsch

  • Ahnen — Ahnen, 1) Voreltern überhaupt, bes. aber 2) adelige Vorfahren. Schon seit dem 14. Jahrhundert war es, um gewisse Vorzüge des Adels, z.B. Zulassung zu Turnieren, Aufnahme in die geistlichen Stifter (als Domherren od. Stiftsfräuleins) u. adelige… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Ahnen — (althochd. ano, mittelhochd. an), im engsten Sinne Großeltern, dann überhaupt Vorfahren. Der Beweis der A. (Ahnenprobe) war eine wichtige Institution des auf die Geburtsstände begründeten germanischen Rechts. Die aus nicht ebenbürtiger Ehe… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • ahnen — [Wichtig (Rating 3200 5600)] Auch: • schätzen • vermuten Bsp.: • Ich kann es ahnen …   Deutsch Wörterbuch

  • Ahnen — Ahnen, Voreltern, Vorfahren, bes. bei Fürsten und Adelsgeschlechtern. Seit dem 14., bes. aber im 15. und 16. Jahrh. forderte man zur Zulassung bei Turnieren, in Stifter, Ritterorden und sonst eine Ahnenprobe, d.h. den Nachweis, daß man gewisse… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Ahnen [1] — Ahnen, was ahnden in der ersten Bedeutung, wahrscheinlich aus diesem fehlerhaft entstanden; die heutige Schriftsprache gebraucht es jedoch fast ausschließlich so und verbindet mit ahnden den Begriff strafen, rächen …   Herders Conversations-Lexikon

  • ahnen — Vsw std. (12. Jh.), mhd. ez anet mir (oder mich) aus dem Adverb ane an gebildet (vgl. es kommt mich an), entsprechend mndd. anen Stammwort. Seit dem 14. Jh. mit persönlicher Konstruktion (ich ahne usw.). In Mundarten, die nach Vokalsynkope… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • ahnen — »voraussehen, unmittelbar empfinden, vermuten«: Das nur dt. Verb (mhd. anen) ist wahrscheinlich von der unter ↑ an behandelten Präposition abgeleitet und bedeutet demnach eigentlich »einen an oder überkommen«. Es wurde zunächst unpersönlich… …   Das Herkunftswörterbuch

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”